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Wenn der Puls höher schlägt

Chor Capriccio sang in der New Yorker Carnegie Hall

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Die Feststellung in Udo Jürgens‘ Hit „Ich war noch niemals in New York“ gilt spätestens seit dieser Woche für die Teilnehmer der Reisegruppe des Chors Capriccio nicht mehr. Auch wenn einige schon vorher die Stadt, die niemals schläft, besucht hatten, so stand der aktuelle Aufenthalt doch unter ganz besonderen Vorzeichen. Ein Teil des Chores, nämlich 16 Sängerinnen und Sänger, hatten die einmalige Gelegenheit, als Teil eines großen, internationalen Ensembles, in der weltberühmten Carnegie Hall aufzutreten.

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Am Montag, 16. Januar 2023, dem nationalen Feiertag zu Ehren von Martin Luther King, war es soweit. Auf der Bühne standen 200 Aktive von Chören aus Australien, den Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien, der Schweiz und Deutschland. Und mittendrin die Gruppe aus Bad Kreuznach. „Da schlägt der Puls schon ganz schön hoch“, bemerkt Chorleiterin Birgit Ensminger-Busse, die die Reise musikalisch und inhaltlich vorbereitet hatte. „Wir waren durch intensive Probenarbeit gut vorbereitet, aber eine gesunde Anspannung spürten alle.“ Auf dem Programm standen zwei Werke von Sir Karl Jenkins. Zunächst das Instrumentalstück „Palladio“ in Anlehnung an den großen italienischen Architekten der Renaissance. Und dann folgte das „Requiem“, ein Hauptwerk des aus Wales stammenden Komponisten. Er ist der zurzeit weltweit am meisten gespielte lebende Komponist. Am Pult dirigiert Jonathan Griffith gewohnt souverän Chor und Orchester.

Doch wie kam es zu diesem Gastspiel? Die Anfänge liegen in der Vor-Corona-Zeit. Der Chor Capriccio hatte, verstärkt durch Projektsängerinnen und –Sänger, 2019 „The Armed Man“ von Sir Karl Jenkins in der Bad Kreuznacher Pauluskirche und in der Kirche St. Stephan in Mainz (Chagall-Fenster) mit großem Erfolg aufgeführt. Das blieb auch jenseits des großen Teiches nicht unbemerkt, denn der Veranstalter Distinguished Concerts International New York, kurz DCINY, hat einen Schwerpunkt seiner Aktivitäten auf dem Werk dieses Komponisten.

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Groß war dennoch die Überraschung bei Chorleiterin Birgit Ensminger-Busse über die Mail von DCINY mit der Einladung, nach New York zu kommen und dort aufzutreten. „Wir haben erst mal recherchiert, ob sich da nicht jemand einen üblen Scherz erlaubt hat“, betont sie schmunzelnd im Rückblick. Aber dem war nicht so. Schnell hatten sich im Chor genug Teilnehmer gemeldet, so dass nach New York die Botschaft gesendet werden konnte: Wir machen mit! Verstärkt wurde die Gruppe noch durch 14 interessierte Begleiter aus dem Umfeld.

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Doch dann kam Corona und eine Verschiebung um zwei Jahre. Aber der Elan ist bei allen Beteiligten geblieben, zumal man durch regelmäßigen Schriftwechsel per Mail und Video-Konferenzen miteinander in Kontakt blieb.

Am 12. Januar begann dann das große Abenteuer mit einem fast neunstündigen Flug über den Atlantik und dem anschließenden Bustransfer zum Hotel in Manhattan. Obwohl es schon weit nach Mitternacht deutscher Zeit war, ließ es sich die Gruppe nicht nehmen, noch zu Fuß zum Times Square zu gehen. „Jetzt sind wir wirklich angekommen“, war die einhellige Meinung der Mitreisenden.

 

Am nächsten Morgen folgte eine große Stadtrundfahrt. Besonders beeindruckt waren die Bad Kreuznacher vom National 9/11 Memorial. Wohl bei allen liefen in Gedanken die schrecklichen Bilder vom 11. September 2001 ab, als die beiden Türme des World Trade Centers nach den Flugzeugeinschlägen in sich zusammenstürzten und fast 3000 Menschen ihr Leben verloren. Hoch hinaus ging es dann am Nachmittag. Ein Wolkenkratzer im neuesten Viertel der Stadt Hudson Yard hat im hundertsten Stockwerk eine dreieckige, gläserne Aussichtsplattform („Edge“), die freitragend 22 Meter weit ins Freie hinausragt und aus 335 Metern Höhe einen grandiosen Blick auf die grandiose Stadt und den Hudson River erlaubt.

Chor Capriccio am Times Square

Samstag stand dann eine Überfahrt mit dem Schiff nach Staten Island an, vorbei an der Freiheitsstatue, die in den vergangenen Zeiten schon Millionen von Einwanderern die Hoffnung auf ein besseres Leben in der neuen Heimat vermittelte. Es folgte in Abendessen in beliebten Stadtviertel Chinatown. Das Wochenende war aber auch für zwei halbtägige Proben reserviert. Die Marschrichtung gab Jeff Binner, Programmchef von DCINY, vor: „Wir wissen, dass Sie sich zuhause intensiv auf den Auftritt vorbereitet haben, aber wir wollen Sie auf Carnegie-Hall-Niveau bringen“. Dass dies gelang, bezeugte schließlich einen Tag später der langanhaltende Applaus am Ende der Vorstellung. Entsprechend gut war die Stimmung beim anschließenden Empfang für alle Teilnehmer im Bankettsaal eines New Yorker Hotels. Hier bot sich auch die Möglichkeit, im Gespräch das Erlebte Revue passieren zu lassen und neue Kontakte zu knüpfen.

Treffen des Chores mit Karl Jenkins(web)

Mitglieder des Chores mit Sir Karl Jenkins (Mitte)

In der Zeit bis zur Rückreise am 18. Januar hat sich die Gruppe noch einiges vorgenommen, unter anderem ein Informationsbesuch im Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung um sich über die aktuelle politische Situation in den Vereinigten Staaten zu informieren. Diese Aspekte waren ein Gegenpol zum Besuch des Musicals am Broadway „Moulin Rouge“ und dem Besuch des Museum of Modern Art sowie des Metropolitan Museum of Art an den Vortagen. Ein letzter Höhepunkt steht dann am Dienstagabend an: der Besuch der Oper „L’elisir d’amore“ von Gaetano Donizetti in der MET.

Als das Flugzeug am Morgen des19. Januar in Frankfurt landet, liegt eine interessante Woche mit unvergesslichen Eindrücken hinter den Reiseteilnehmern. Aber es wird nicht lange dauern, bis der Blick schon wieder nach vorne geht. Schließlich steht in diesem Jahr das 10-jährige Bestehen des Chors Capriccio mit einem musikalischen Highlight an. Am Sonntag, den 10. September um 17:00 Uhr  wird die Carnegie Hall quasi zu Gast in der Pauluskirche sein. Das „Requiem“ und das „Gloria“ von Karl Jenkins, mit großem Chor und dem Orchester der Thüringen Philharmonie Gotha/Suhl, wird zur Aufführung kommen. Als besonderer Gast wird der Dirigent Jonathan Griffith aus New York anreisen und die musikalische Leitung des Konzerts übernehmen.

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